Luminale 2020

Digital Romantic

Welche Bedeutung hat Romantik im digitalen Zeitalter? Zum Anlass der Eröffnung des Deutschen Romantik-Museums in Frankfurt am Main setzt sich die Luminale 2020 zum ersten Mal einen Themenschwerpunkt. Unter dem Motto Digital Romantic lädt die parallel zur Light + Building stattfindende Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung alle Teilnehmer dazu ein, nach Verbindungen zwischen der Epoche der Romantik und der aktuellen digitalen Revolution zu suchen. Dabei wird die Stadt vier Tage lang nicht nur zur erleuchteten Bühne, sondern selbst Gegenstand der Veranstaltung, die einen nachhaltigen Beitrag in der gesellschaftlichen Entwicklung leisten möchte. Wir präsentieren die Highlights der vier Kategorien CuratedStudy, Community und Better City.

Curated
Curated zeigt ausgewählte Lichtkunst-Projekte, die speziell für einen Ort in Frankfurt oder Offenbach geschaffen wurden. In dieser Rubrik bemerkenswert ist die Laser-Performance Clouds in Garden des portugiesischen Künstlers Telmo Ribeiro, der im Metzlerpark einen zweiten Himmel entstehen lassen wird. Ähnlich surreal soll es am Rechneigrabenweiher zugehen, wo 3D-Designer Denis Bivour und Florian Giefer mit ihrer Live-Installation Cygnus acht künstliche Schwäne in einer leuchtenden Choreographie zum Schwimmen bringen – eine Symbiose aus klassischer Romantik und Robotik, die mit den Sehgewohnheiten der Betrachter spielt. Eine vergleichbare Metamorphose erfährt dank Philipp Geist der Bethmannweiher: Die Video-/Lichtinstallation Ariadnes Nacht verwandelt den städtischen Ort in eine poetische Oase. Absolute Dunkelheit und abertausende Lichtpunkte setzt hingegen der japanische Lichtkünstler Yasuhiro Chida mit seiner Diamantenschnee nachempfindenden Installation Myrkvi∂r im Brauerei Keller in der Ostendstraße in Szene.Wer es etwas bewegter bevorzugt, kommt in der Fahrgasse auf seine Kosten, wo in Sequenzen Performer die Lichtinstallation BlauRaum betanzen oder in der Eschenheimer Anlage, die von Marija Avramovic und Sam Twidale mit der animierten Installation Sunshowers/Sunbeam bespielt wird. Natürlich zählen wie gewohnt die großen Wahrzeichen der Stadt zu den unübersehbaren Höhepunkten. Am Römer sollen 30 Jahre Städtepartnerschaft mit den Partnerstädten Budapest, Leipzig und Prag mit einer audiovisuellen 180-Grad-Inszenierung zelebriert werden, während der Videokünstler Robert Seidel die Fassade des Deutschen Romantik-Museums als Leinwand für seine Projektion Obsidian nutzen wird. An der Alten Oper geht das Künstlerkollektiv Xenorama mit seiner Arbeit BE//LONGING der Frage nach, ob in nüchternen Datenlandschaften und Smart Cities Raum für Sinnlichkeit und Sehnsucht  gefunden werden kann. Zweifel, die das dänische Komponistenduo Den Sorte Skole nicht zu teilen scheint. Gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv Vertigo sowie dem Organisten Prof. Martin Lücker inszenieren sie mit REFRAKTO in der St. Katharinenkirche an der Hauptwache eine groß angelegte audiovisuelle Show.

Study / Community / Better City
Mit der Kategorie Study bietet die Luminale jungen Kreativen eine Plattform zur Präsentation ihrer Projekte. So bringt eine Gruppe Studierender der Frankfurt University of Applied Sciences Textilien zum Leuchten (LIGHTLIGHT), und die am Animationsinstitut Ludwigsburg entwickelte Medieninstallation SIX HATS lädt am Hauptbahnhof Offenburg zum interaktiven Spielerlebnis ein. Im Hauptbahnhof Frankfurt präsentiert sich die Hochschule Mainz gleich mit vier Projekten, die digitale Romantik in die Hektik des Alltags tragen. Wer gerne mithilfe einer VR-Brille in virtuelle Welten treten möchte, sollte sich die Licht- und Klanginstallation Linked im Historischen Museum Frankfurt nicht entgehen lassen. Eine amüsante Abwechslung außerhalb des kuratierten Programms bietet hingegen Mission Romantica in der Rubrik Community. Hier suchen die  Künstlerinnen und Künstler des Atelierhaus B71 Mitreisende zum Planeten Romantica. Zu guter Letzt präsentiert die Luminale mit Better City nachhaltige Projekte, die über das Festival hinaus erhalten bleiben wie das Grüne Schauhaus Ferdi, das zum Experimentierfeld für „grüne“ Baulösungen umgebaut wird oder MFA (Material für Alle), das überflüssig gewordene Materialien aus Messe-, Kunst- und Theaterprojekten zurück in den kreativen Kreislauf führt.

Autor: Julia Bluth, Bilder: © Luminale 2020